aktionstag 5. mai bremen 2015

 

 

Am 5. Mai findet der 23. Protesttag gegen die Diskriminierung behinderter Menschen statt. Am Bahnhofsplatz (Überseemuseum) geht es um 12:00 Uhr mit einer Demonstration durch die Innenstadt los. Um 13:00 Uhr treffen sich alle zu einer etwa einstündigen Kundgebung auf dem Marktplatz vor der Bürgerschaft. Verschieden Redner/-innen sprechen zu Themen wie Wohnraum und Arbeit, Umgang mit nichtbehinderten Menschen und der finanziellen Situation behinderter Menschen. Unterstützt werden die Rednerinnen und Redner von 2 Gebärdendolmetscherinnen.

Horst Frehe, Staatsrat zu den Themen Wohnraum und Arbeit

Es wird gefordert, dass es für Menschen mit Behinderung Ausreichend Wohnraum gibt und sie nicht in Wohneinrichtungen abgeschoben werden. Arbeit für behinderte Menschen, damit sie sich selbst finanzieren können.Werkstätten sollen den Mindestlohn zahlen. Es soll nicht vorrangig Grundsicherung gezahlt werden, die durch ein kleines Taschengeld aufgestockt wird, sondern mindestens der Mindestlohn soll für die Arbeit gezahlt werden, damit sich Menschen mit Behinderung selbst finanzieren und von ihrer eigenen Arbeit, die sie dort verrichten, leben können.

Martina Reichsmand zum Thema Zuschüsse für Sehbehinderte Menschen Zuschüsse für Sehbehinderte Menschen sind Ländersache. In jedem Bundesland werden unterschiedliche Sätze gezahlt. Das kann von um die 200 Euro bis über 600 Euro gehen und je nach Bundesland einen Unterschied von um die 400 Euro pro Person im Monat ausmachen. Hierzu kommen Alter und weitere Faktoren zum Tragen. Sie fordert, dass diese Sätze und die Bestimmungen vereinheitlicht werden.

Dr. Joachim Steinbrück,Landesbehindertenbeauftragter zu verschiedenen Themen Behinderte Menschen möchten Begegnungen und nicht etwa Barrieren.

Das Rathaus bspw. ist nur teilweise für Rollstühle geeignet. Bei einer Veranstaltung im März, die auch inklusiv sein sollte, stellte sich heraus, dass Rollis zwar ins Rathaus kommen, aber den Haupteingang noch immer nicht nutzen können. Sie müssen über einen Hintereingang gesondert eingelassen werden.

Es soll Gespräche geben, damit die UN-Behindertenrechtskonvention künftig in Bremen eine größere Rolle spielt.

Barrieren, auch bei Verständigungen, müssen abgebaut werden. Barrieren werden nicht nur im Sinne von abgesenkten Bordsteinkanten für Rollis gesehen, sondern auch im Umgang miteinander.

Das Bundesteilhabegesetz soll verbessert werden. Das soll aus Bremen vorangetrieben werden. Menschen mit Behinderung sollen nicht erst verarmen müssen, bis ihnen geholfen wird. Es soll möglich sein, dass Menschen sich selbst finanzieren, auf eigenen Füßen stehen können und hier bereits Unterstützung erfahren. Behinderte Menschen sollen unterstütz werden, ohne ihnen die Arbeit abzunehmen. Sie sollen ein Mitgestaltungsrecht haben und selbst aktiv sein können. Wo sie es selbst nicht können, soll ihnen geholfen werden. Er wünscht sich, dass hier mehr geschieht.

Das Motto: „Alle lieben Inklusion" wird angezweifelt. Herr Steinbrück wäre schon froh, wenn Menschen Inklusion akzeptieren und tolerieren würden. Es muss nicht jeder Inklusion lieben. Hierzu gehört wieder das Thema Begegnungen.

Es kommt die Frage auf, ob Inklusion überhaupt gehen und funktionieren kann. Dies wird im Publikum bezweifelt. Dr. Steinbrück berichtet weiter, treffen Menschen ohne Behinderung auf Menschen mit Behinderung, stellen sie häufig fest, dass behinderte Menschen gar nicht so schwierig und kompliziert sind, wie sie zunächst glaubten. Daher muss es viel mehr Begegnungen geben zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung um die Barrieren bereits im Kopf abzubauen und den Umgang miteinander zu normalisieren. Unterschiede allgemein sollen abgebaut werden. Ob dick, dünn, Mann, Frau, Migrationshintergrund, Behinderung oder was auch immer. Es soll ein Miteinander gefördert werden. Vorurteile sollen abgebaut werden, damit der Mensch als solcher gesehen wird. Dies treibt dann auch die Inklusion voran.

„Tanzbar" tanzt

 

Corinna Mindt und Neele Buchholz boten eine bisweilen sehr lustige Tanzeinlage dar, die beim Publikum sehr gut ankam. Dabei wurde Inklusion erlebt. Mit und ohne Behinderung tanzten die beiden gleichermaßen und sorgten für eine frische und angenehme Atmosphäre.

Monika Schubert, Selbstbestimmt leben zum Thema Wohnraum

Sie spricht mithilfe ihres Laptops.

Sie möchte sich für die Selbstbestimmung einsetzen und fordert die konkrete Umsetzung des Selbstbestimmungsprinzips. Ausgrenzung, Gewalt und Bevormundung will sie verhindert haben. Unterschiedlichkeit der Menschen soll beachtet und als Teil der Vielfältigkeit akzeptiert werden, wie es auch in der Behindertenrechtskonvention schon steht. Guter Wille und schöne Worte reichen nicht aus um Behindertenfeindlichkeit in Deutschland abzuschaffen.

2009 hat sich Deutschland bereits verpflichtet, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen. Fünf Jahre später ist noch immer fast nichts passiert. Menschen mit Beeinträchtigungen sollen gleichberechtigt die Möglichkeit haben, zu entscheiden, wo und mit wem sie leben und sie sollen nicht dazu gezwungen werden, in Einrichtungen leben zu müssen.

Der Senat wurde darum gebeten, dass 5 % des Wohnraums für behinderte Menschen nutzbar gemacht werden sollen. Dies ist noch immer nicht umgesetzt. Das ist nicht akzeptabel. Um selbst bestimmen zu können, wo

man wohnt, muss auch Wohnraum zur Verfügung stehen und das nicht erst in 20 Jahren. Wir möchten schon jetzt bestimmen können, wo wir leben.

Jeden letzten Donnerstag treffen sie sich im Abgeordneten Büro der Linken. Frau Schubert lädt alle ein, beizutreten und daran teilzunehmen.

Aus dem Publikum kam die Frage, ob Inklusion nur etwas für Schule ist, da der Begriff „Inklusion" hier noch am bekanntesten ist. Frau Schubert berichtet, sie hat von Wohnungen gesprochen und vom nötigen Wohnraum und auch dies ist eine Form von Inklusion.

Uwe Lange, Werkstatt Bremen zum Thema Geld

Artikel 27 UN-Behindertenrechtskonvention zum Thema Arbeit. Der Lebensunterhalt soll durch frei gewählte Arbeit selbst zu bestreiten sein. Er gehört dem Landesteilhabebeirat an und berichtet im Prinzip, was der Herr Steinbrück bereits gesagt hat.

Er wird gefragt, was er persönlich über das Thema Inklusion denkt. Eine Wichtige Aussage ist, dass alle für alle da sein sollen und es normal sein soll, in allen Lebensbereichen miteinander zu agieren.

Kurze Info zum Landesteilhabebeirat

Die nächste Sitzung zum Aktionsplan zur UN-Behindertenkonvention, ist am 27. Mai. Genaues hierzu ist über die Homepage von Herrn Dr. Steinbrück einzusehen. Die Sitzung ist öffentlich und es wird eingeladen, daran teilzunehmen.

Ramona Bauermann-Meier, Werkstatt Bremen zum Thema Finanzierung der Arbeit von Frauenbeauftragten

Es geht nicht nur darum, was eine Frauenbeauftragte kann und darf, sondern auch, wie z. B. Materialien, die sie für ihre Arbeit benötigt, bezahlt werden. Gerade, wenn es um das Thema sexuelle Belästigung geht, trauen sich betroffene Frauen nicht, mit einem Mann zu sprechen. Ein Grund, wieso es wichtig ist, dass es Frauenbeauftragte gibt.

Charlotte Gerlach aus Bremerhaven, Werkstatt Bremen zum Thema Barrieren

Barrieren in den Köpfen, Sturheit und Ängste sollen abgebaut werden. Sie sagt prinzipiell, was zuvor auch schon gesagt wurde. Sie wünscht sich, dass man nicht mehr darum kämpfen muss, dass Andersartigkeit akzeptiert wird. Die Zusammenarbeit soll insgesamt verbessert werden. Das Umdenken muss im Kopf beginnen.

Sie sagt genau das, was wir auch schon bei „Selbst Aktiv" besprochen haben, dass Rollis und Busse ein Problem miteinander haben. Oft werden Rollis aus Angst oder Unsicherheit der Fahrer/-innen nicht im Bus befördert oder auch einfach stehen gelassen. Es muss gewährleistet werden, dass z. B. Rollis sicher in Bussen befördert werden können. Hierbei spricht sie das Scooterproblem noch mal an.

Zusammenfassend eine sehr interessante und spannende Kundgebung. Schön wäre gewesen, nicht nur betroffene Menschen vor Ort zu haben um auch gerade die Menschen, die von Behinderung so gar nicht betroffen sind, zu erreichen.

 

 

 

Artikel Verfasst von Tanja Baumgarten