Protestag 3. Mai 2017 Bremen


 

 

Um 12 Uhr trafen sich alle Beteiligten auf dem Bahnhofsplatz vor dem Überseemuseum in Bremen und machten sich von hieraus auf den Weg zum Marktplatz. Vor Ort angekommen wurden die drei wichtigen Forderungen mithilfe von Gebärdendolmetscherinnen genannt.

 

Zunächst wird gefordert, dass das Bremer Rathaus einen Barrierefreien (Vorder-)Eingang erhält. Insbesondere Rollstuhlfahrende sind davon betroffen, dass der Vordereingang nicht barrierefrei ist. Sie müssen um das Rathaus fahren um über einen Hintereingang hinein gelangen zu können. Seit 2 Jahren ist die Planung des barrierefreien Vordereingangs zugesagt und geplant, aber ein Vorankommen ist nicht erkennbar. Aus diesem Grund wird Bürgermeister Dr. Carsten Sieling nun aufgefordert, Druck zu machen um einen konkreten Plan zur Verwirklichung bis zum 1. September 2017 vorzulegen. Als nächste Forderung wurde mehr bezahlbarer behindertengerechter Wohnraum genannt.

 


 

Im Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention, 2009 von der Bundesregierung ratifiziert, steht, dass niemand gegen seinen Willen in einer stationären Einrichtung wohnen muss. Um dies realisieren zu können, muss barrierefreier und bezahlbarer Wohnraum überhaupt erst einmal zur Verfügung stehen. Das Land Bremen hat in den letzten Jahren damit begonnen, Wohnbauprogramme aufzulegen. In diesen Wohnbauprogrammen ist eine Quote von 25 % für geförderten Wohnraum enthalten. Verschiedene Nutzergruppen sind hierbei angesprochen. Unter anderem auch Menschen mit Behinderung.

 

 

Die Forderung geht dahin, von den Wohnbaugesellschaften eine verbindliche Aussage darüber zu erhalten, wie viele barrierefreie bzw. rollstuhlgerechte Wohnungen in der Tat geschaffen werden sollen. Da auch Menschen mit Behinderung in unterschiedlichen Stadtteilen wohnen möchten, wird außerdem gefordert, dass eine flächendeckende Ausweitung der Wohnbrauprogramme erfolgen soll. Die dritte Forderung soll Menschen bei der Schaffung von barrierefreiem Wohnraum im Bestand nützlich sein. Komplizierter und aufwendiger als der Neubau, ist die Veränderung bereits bewohnter Wohnungen.

 

 

Hier findet sich aber das größte Potential zur Schaffung von barrierefreiem und bezahlbarem Wohnraum. Daher wird gefordert, dass die Wohnbaugesellschaften Menschen mit Behinderung beteiligen, wenn es in einigen Wohngebieten Überlegungen und Planungen gibt, bereits vorhandenen Wohnraum barrierefrei zu gestalten. Diese Forderung bezieht sich auf ganze Wohnblöcke oder Etagen und nicht nur auf einzelne Wohnungen. Neben den genannten Forderungen waren u. A. die neuen Krisenbegleiter auch Thema. Assistierte Selbstbestimmung als Ergänzung zur rechtlichen Betreuung.

 

 

In Schweden wird dieses Konzept bereits umgesetzt und trägt zur Erhöhung der psychischen Stabilität bei psychisch labilen Menschen bei. Hierbei handelt es sich um Genesungsbegleiter mit eigener Krisenerfahrung, die in einem einjährigen Kurs gelernt haben, psychisch nicht stabilen Menschen zur besseren Integration in Beruf und im Leben zu helfen und ihre eigenen Erfahrungen einzubringen. Reinkenheide Bremerhaven hat acht Krisenbegleiter eingestellt und stellt damit die Vorreiterstellung.

Aggressionen und Ängste konnten durch diesen Einsatz wesentlich gesenkt werden, was sowohl Patienten wie auch Personal zugutekommt. Überdies könnte der Einsatz von Krisenbegleitern neue Arbeitsplätze schaffen. Einsatz könnten sie u. A. auch im verstärkten Einsatz im genannten Fall finden, aber auch bspw. als Streetworker oder Inklusionsfachkräfte. Sie geben Firmen Hilfe, helfen bei Behördengängen, etc. Menschen mit psychosomatischen Beschwerden können so besser integriert werden und ein erfüllteres Leben führen.

 

 

Die ganze Gesellschaft könnte von dem Einsatz profitieren. Beendet wurde die Veranstaltung mit der Musik von Club Rock. Mit „Marmor Stein und Eisen bricht“ von „Drafi Deutscher“ startete die Band und sorgte für eine entspannte Schluss-Atmosphäre.

 

Tanja Baumgarten